Die Sandgrube auf HELLEMANN`S Berg in Karenz [55/2]

HELLEMANN`S Berg am Nordrand des Wanzeberges ist einer der höchsten Punkte Südwest-Mecklenburgs und bietet einen eindrucksvollen Blick nach Norden in das Rögnitztal.

Am nordwestlichen Ende von Karenz befindet sich auf HELLEMANN's Berg eine flache, heute nicht mehr genutzte Sandgrube. Das Gelände liegt etwa bei + 60 m NN und bietet einen herrlichen Blick von Nordwesten bis Osten und in Richtung Bresegard und Glaisin. Eindrucksvoll das etliche kilometerbreite eiszeitliche Rögnitztal, dessen Nordwestufer nur zu erahnen ist. Der Hang des Wanzeberges zu Füßen des Betrachters ist hier besonders hoch, da er durch einen großen nacheiszeitlichen Erdfall - entstanden durch Ablaugung des Salzstock-Salzes im Untergrund - geformt worden ist. Der weiße schwach kiesige Quarzsand mit rostfarbenen Schichten ist schräggeschichtet und besteht vorwiegend aus Quarz. Unter den wenigen Nicht-Quarzgeröllen wurden wiederum einige verkieselte Fossilien aus dem Erdaltertum wie Schwämme (Carpospongia, Asrylospongia) Bodenkorallen (Fovosites u.a.) und Algenkolonien (Stromatopora) sowie umkrustete Feuerstein und die aus dem Süden stammenden Kieselschiefer gefunden. Diese Geröllgemeinschaft weist die Quarzsande als Ablagerungen eines Flusses aus, der aus Nordosten gekommen ist und der einen Elbe-ähnlichen Nebenfluss aufgenommen hat. Also sind es die gleichen Flussschotter wie in Loosen, die auch als Loosen-Schichten [2] des Pliozäns bezeichnet werden. In unteren Teil der Sandgrube staut sich das Grundwasser, was auf eine wasserundurchlässige Schicht hindeutet. Und tatsächlich: Würde man etwa 2 Spatenstich tief graben, stößt man auf sehr fetten grünlichgrauen kalkfreien Ton. Es ist der gleiche fossilfreie Ton, der in der Kalkmergelgrube ganz unten liegt [55]. Er gehört also zu den Marnitz-Schichten des Unter-Eozäns. Zwischen ihm und dem darüber liegenden Flusssand ist eine Schichtlücke von 55 Mill. bis 2 Mill. Jahren. In dieser Zeit muss sich der Salzstock Conow kräftig gehoben haben, dann wurde er eingeebnet, so dass der Loosener Fluss ungehindert über ihn hinweg fließen und die quarzreichen Flussschotter ablagern konnte. Dann hob sich der Salzstock noch einmal und hat die Loosener Flussschotter in eine Lage gebracht, die etwa 30 m höher ist als in Loosen.

In der Nacheiszeit vor etwa 10.000 Jahren ereignete sich der schon erwähnte Erdfall direkt am Abhang des Wanzeberges. Dadurch wurde der Ton [55] und auch der Sand [2] am Hang freigelegt. Unterhalb der Sandgrube bezeugen die Rutschungen, dass dort der fette Ton bis an die Oberfläche reicht. Ebenfalls am Hang westlich der Sandgrube ist ein deutlicher Streifen von Binsen zu sehen.

Auf dem höchsten Punkt des Berges befinden sich Quarzsande, die vom Lossener Fluss vor 2 Mill. Jahren abgelagert wurden. Zustand 2001.

Der Binsenstreifen (hellgraue Fläche rechts im Bild) kennzeichnet die Auflagerungsfläche von Quarzsand [2] auf Ton [55]

Dieser ursprüngliche Bewuchs bezeugt einen Quellhorlzont - in dieser Gegend werden sie „Springs" genannt Er ist entstanden, weil sich hier das Grundwasser aus den Quarzsanden [2] auf dem Ton [55] staut und am Hang austritt. Die Quarzsande sind übrigens auch die Wasserleiter, die das Oberdorf von Karenz mit Wasser versorgten. Auf dem Berg war es schon immer ein Problem, die Wasserversorgung sicherzustellen. 1924 hatten es die Karenzer, die sich in einer „Wasserversorgungsgenossenschaft' zusammengetan hatten, geschafft. Das Wasserwerk neben der ehemaligen Schule am HELLEMANN`S Berg wurde erst 1972 außer Dienst gestellt.

Blickt man von der Sandgrube in Richtung Kalkmergelgrube nach Westen, so fällt auf, dass dort „verkehrte Welt" herrscht, denn der Kalkmergel [45] liegt wesentlich tiefer als der fette Ton [55]. Eigentlich müsste es umgekehrt sein. So muss man schlussfolgern, dass sich Karenz stärker gehoben hat oder dass sich der Kalkmergel im Zuge des riesigen eiszeltlichen Einsturztrichters bei Grebs anschließend wieder abgesenkt hat. Ein kurioses geologisches Denkmal muss noch erwähnt werden. Vor der ehemaligen Schule steht eine vielleicht 80 jährige Linde. An ihrem Fuß sind Bohrkerne und Brocken aus Gips [250] angehäuft. Diese müssen aus dem Bereich des Käischachtes Conow stammen, der nur 2,2 km südwestlich von hier liegt und der von 1914 bis 1926 Kali und Kochsalz förderte. Die Bohrungen für dessen Vorbereitung wurden dort 1906/08 abgeteuft.

An der Karenzer Dorflinde liegen noch heute etwa 100 Jahre alte Bohrkerne aus Gips und Gipsbrocken aus dem Kali-Schacht Conow.

Der Geotop ist also ausgesprochen komplex. Die Sandgrube mit Loosener Flussschottern [2] über Eozän-Ton [55], der Abhang mit Rutschungen über dem Ton und Springs an der Grenze Sand/Ton, das alte Karenzer Wasserwerk und die Linde mit den Gipsbrocken. Man könnte ihn auch bis zur Kalkmergelgrube [45] ausdehnen. Eine solch geologisch interessante und weitgehend naturbelassene Gegend findet man im norddeutschen Flachland wohl kein zweites Mal. Sie ist auch ständig ohne vorherige Genehmigungen zugänglich.

 

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