Die Kalkmergelgrube am Kalkkuhlenberg bei Karenz [55/45]

Jetziger Zustand der Kalkmergelgrube

Beiderseits der Gemeindegrenze zwischen Grebs und Karenz am Nordhang des Kalkkuhlenberges - ein Teil des Wanzeberges - befinden sich im Wald mehrere alte Mergelgruben. Dort wurde das Gestein zum Mergeln der Felder, wahrscheinlich auch zur Mörtelherstellung für die mittelalterliche Kirche in Conow gewonnen. Ob der Abbau in einem Stollen erfolgte, ist nicht mehr nachzuweisen. Vom Freundeskreis „LSG Wanzeberg e.V." wurde eine Grubenwand freigeschürft, die ein sehr interessantes und für Norddeutschland einmaliges Profil zugänglich macht. Bohrungen in der unmittelbaren Nachbarschaft beweisen zudem, dass die Schichtenfolge nicht durch Eisschub umgelagert oder verstellt wurde. Als tiefstes ist ein grünlichgrauer kalkfreier und ungeschichteter fetter Ton zu sehen. Im getrockneten Zustand wird er hellgrau und sehr hart. Kalkfossilien sind in ihm nicht erhalten, nur sandschalige und in Schwefeleisen umgewandelte Mikrofossilien wurden festgestellt. Diese bezeugen ein Alter von etwa 55 Mill. Jahren. Die Geologen würden sagen, dass derTon den Marnitz-Schichten des Unter-Eozäns zuzuordnen ist.

Vor 10 Jahren war zu sehen: unten der Ton [55], darüber (dunkel) der Grünsand und (hellgelbbraun) der Kalkmergel [45]

Die grünschwarzen Phosphorit-Konkretionen (= Zusammenballungen) aus dem Kalkmegel sind öfters Ausfüllungen von Muscheln oder Schnecken.

Über dem Ton gab es eine Zeit, in der sich das Meer zurückgezogen hatte und keine Schichten sedimentiert wurden. Als das Meer hierher zurückkam (ca. 45 Mill. Jahre), lagerte es 0,5 m mächtigen dunkelolivgrünen Sandmergel ab. Seine Farbe hat er durch große Mengen dunkelgrüner Mineralkörner erhalten, die in küstennahen Bereichen des Meeres entstanden sind: Glaukonit, ein Kaliumsilikat. Fossilien wurden in ihm nicht gefunden. Die Geologen meinen, dass er rund 45 Mill. Jahre alt und zu den Dragun-Schichten des Mlttel-Eozäns zu stellen ist. Nach oben geht der Sandmergel in den eigentlichen Karenzer Kalkmergel über. Durch seinen wesentlich höheren Kalk- und geringeren Glaukonitgehalt ist er grünlichhellgrau gefärbt. Stellenweise ist er zu Kalkmergelstein verfestigt. In ihm treten unregelmäßig bis zu eigroße rundliche dunkle Knollen auf, die aus dem phosphorhaltigen Mineral Phosphorit (=Kalziumphosphat) bestehen. Häufig hat der Phosphorit Schneckengehäuse oder Muschelschalen ausgefüllt. Auch andere Fossilien des Kalkmergels sind in den Phosphoriten zu finden wie Haifischzähne, Korallen oder die einzelligen Foraminiferen Nummulites. Letztere sind gute Zeitfossilien, die nur in dieser Zeit gelebt haben. Findet man sie, so weiß man sofort, dass diese Schichten 45 bis 35 Mill. Jahre alt sein müssen. Mit einer Lupe kann man sie gut erkennen. Außer den genannten Fossilien enthält der Kalkmergel auch noch Austernschalen, Krabben und Schalen winziger Muschelkrebse. Einige von ihnen wurden bisher nur hier in Karenz gefunden.

Schon um 1856 waren die Lagerungsverhältnisse im Hintergrund des Wanzeberges sehr realitätsnah bekannt. Aufgrund der Fauna hielt man den Mergel auf dem „Carentzer" Berg jedoch für Ablagerungen aus dem Turon, der oberen Kreide-Zeit [90]. Erst im Laufe der Jahre wurde diese Alterseinstufung vor allem auf der Grundlage der Mikrofossilien bis zur heutigen Meinung revidiert.

Die Einmaligkeit des trotz der Eiszeit ungestörten Profils macht die Karenzer Schichtenfolge zu einem wertvollen Geotop, der jeglichen Schutz verdient. Wegweiser an der Straße führen zu ihm; er kann jederzeit besucht werden.

Geologisches Profil, gezeichnet nach Forschungsbohrungen: Die Kalkmergel-Grube befindet sich nahe dem Nordrand des Salzstockes Conow.

 

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