Tropfenboden Grebs 2010

Die Sandgrube südlich von Grebs [0,3]

Am Nordhang des Wanzeberges ca. 300 m südlich von Grebs unmittelbar östlich der Straße Grebs-Conow befindet sich seit langer Zeit eine Sandgrube für den privaten Bedarf. Seit 1959 ist in ihr ein eindrucksvoller Tropfen- und Taschenboden sichtbar. Deshalb wurde der östliche Teil der heutigen Grube bereits um 1963 unter Naturschutz gestellt. Die etwa 5 m hohe Grubenwand hat viel interessantes zu bieten. Das Hauptsediment, das Gegenstand des Abbaus war, sind weiße mittelkörnige Sande, die weitgehend aus Quarzkörnern bestehen. Diesen Sanden sind 2 grünlichgraue Schluffbänke eingelagert; die obere war einst 0,5 m und die untere 0,1 m dick. Ursprünglich lagen sie horizontal, später haben sie sich aber regelrecht aufgelöst und bilden heute tropfen- und taschenförmige Gebilde, von den Geologen „Tropfen- bzw. Taschenboden genannt. Über diesen, selten so eindrucksvollen versteinerten Tropfen folgt ein Bänderschluff mit seinen dunklen Sommer- und hellen Winterbändern. Der obere Abschluss der Grubenwand besteht wiederum aus Geschiebedecksand mit einer windschliffreichen Steinsohle an der Basis und einem typischen Ortstein-Bodenprofil unter der Oberfläche.

Grebser Tropfenboden vor 10 Jahren

Aber noch einmal zurück zu den merkwürdigen Tropfen- und Taschenböden. Ihre Entstehung hat man sich folgendermaßen vorzustellen. Während der Eiszeit war der Boden bis in große Tiefen gefroren, auch die Grebser Schichtenfolge. In den wärmeren Eiszeit-Sommern taute das Eis von oben bis etwa 2 m Tiefe auf ; darunter blieb es erhalter. So konnte das Tauwasser nicht in den Untergrund versickern. Es staute sich auf dem Eis und machte aus dem Sand mit Schluffbänken ein wassergesättigtes Gemisch. Da nun der Schluff-Brei schwerer war als der Sand, sackte er einfach - der Schwerkraft folgend - nach unten, während gleichzeitig der Sand-Brei empordrang. Dieser Ausgleich unterschiedlich schwerer Schichten führte zur Bildung des Taschenbodens der oberen dickeren Schluffschicht und zum unteren Tropfenboden der dünnen Schluffschicht. Auf den Fotos ist gut erkennbar, dass die Tropfen, scheinbar an „Stielen" hängend, etwa 50 cm „getropft" sind, bevor sie auf der Oberfläche des weiterhin gefrorenen Untergrundes regelrecht „breitgelaufen° sind und so eine neue Schicht gebildet haben. Hätten diese Schwereausgleichsbewegungen länger angedauert, wären aus den Taschen vielleicht auch noch Tropfen geworden. Wie die Abbildungen zeigen, ist die Vielfalt der entstandenen Strukturen sehr eindrucksvoll. Früher vermutete man, dass Tropfenböden durch wiederholtes Tauen und Gefrieren entstanden sind. Mit den Grebser Schichten wurde 1988 ein Versuch unternommen, der zum Ergebnis hatte, dass Frost keine Entstehungsursache sein kann, sondern dass es Folgen von Ausgleichsbewegungen unterschiedlich schwerer Schichten im nassen Zustand sein müssen.

Tropfen und Taschen im oberen Schluffhorizont. Aufnahme 1960

Die Tropfen des unteren Schluffhorizontes sind auf dem noch gefrorenen Boden breitgelaufen. Aufnahme 1960

In einem Versuch sind tropfen- und taschenartige Strukturen entstanden, ohne dass eiszeitliche Klimabedingungen herrschten. Länge des Ausschnittes etwa 20 cm

Damit sind wir wieder bei den Salzstöcken, denn sie sind auch durch Schwereausgleichsbewegungen entstanden, allerdings in wesentlich anderen Dimensionen. Der Bänderton über dem Taschenboden ist in seiner Lagerung ebenfalls gestört Die geringen Zusammenschiebungen einzelner Schluffblöcke haben allerdings nichts mit Ausgleichsbewegungen zu tun, sondern es handelt sich einfach um Rutschungen am Hang des Wanzeberges, auch Bodenfließen bzw. Solifluktion genannt. In der Umgebung von Grebs wurden mehrere Bohrungen niedergebracht, in denen unter anderem der gleiche Sand des Tropfenbodens angetroffen wurde. Mithilfe von Pollenanalysen und Untersuchungen an Geschieben und Geröllen wurde festgestellt, dass die Sande Flussablagerungen sind, die ebenso wie die Tropfenböden in der Warmzeit (Interglazial) zwischen der ersten (Elster-) und zweiten (Saale-) Eiszeit entstanden sind, also vor ca. 0,3 Mill. Jahren, während das Bodenfließen nur 0,02 Mill. Jahre alt ist.

Es ist überraschend, dass bei Grebs in Bohrungen etwa 100 m mächtige Eiszeit-Ablagerungen nachgewiesen wurden, wo doch auf dem Wanzeberg im allgemeinen das Tertiär bis fast an die Oberfläche reicht. Das hängt wiederum mit dem Salzstock zusammen. Ursprünglich befand sich über der ganzen Gegend eine gleichmäßig dicke Schicht von eiszeitlichen Sedimenten. Nach der Saale-Eiszeit hob sich der Salzstock Conow erneut. Dabei geriet das Salz des Salzstockes in den Bereich des Grundwassers und wurde aufgelöst und weggespült (Salzquelle bei Conow!). Es entstand ein riesiger unterirdischer Hohlraum, in den die Eiszeitschichten eingesunken und damit erhalten sind, während sie außerhalb dieses Erdfalls zwischen Conow, Karenz, Grebs und Neu Grebs später durch die Verwitterung abgetragen wurden. Seit seiner Entdeckung 1959 ist der Grebser Tropfenboden ständig sichtbar gewesen. Das ist den Mitgliedern des Freundeskrelses „LSG Wanzeberg e.V." zu danken, die die Grube freigeschürft, eingezäumt und aufgeräumt haben. Auch die Sitzgruppe wurde von ihnen aufgestellt Im Laufe der Jahre konnten so über ein Dutzend Lackprofile genommen werden. Gegenwärtig ist dieser bedeutende und sehenswerte Geotop jederzeit ohne vorherige Anmeldung zu begehen.

Geologisches Profil entlang des Wanzeberges mit Lagepunkten der Geotope 4, 5 und 6

 

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