Aus Ortschroniken zitiert

700 Jahre Grebs 1285 - 1985
Unterwegs in der Geschichte eines Dorfes
Ein volkstümliches Lesebuch über Grebs und die Griese Gegend
Autor: Hans Ulrich Thee, Eldena

 

Der Bau der Klosteranlagen in Eldena

Im November 1228 starb Lambertüs, Bischof zu Ratzeburg. Sein Nachfolger, Godescalcus (Gottschalk), wurde ein tatkräftiger und streitbarer Gottesmann. Sein Siegel ist parabolisch, 31,'4 Zoll lang und 211a Zoll breit, (nach alten Maßeinheiten). (Foto: Siegel des Ratzburger Bischofs Gottschalk aus dem Jahre 1230, nach Thee et al. 1979) Der Würdenträger ist bekleidet mit der Bischofsmütze mit zwei herabhängenden Bändern auf dem Haupte, mit Oberkleid und Stola, in der Rechten hält er den Bischofsstab, in der Linken ein aufgeschlagenes Buch. Während seiner nur sechsjährigen Amtszeit, 1229 bis 1235, entwickelte der neue Bischhof vielfältige Initiativen. Zunächst berief er das Ratzeburger Domkapitel und danach den Konvent, besprach mit den Mitgliedern seine Pläne und erhielt die nötigen Vollmachten. Seine Vorschläge gingen dahin, in den neu erworbenen Gebieten Jubele, Waninke und Darzing die kirchliche Autorität zu festigen, den neuen deutschen Siedlern Gottes Wort zu predigen, die Überreste der alten slawischen Bevölkerung gewaltsam zu christianisieren und vor allem den zukünftigen Kirchenzehnten zu sichern.

So gingen Eilboten zu Pferde ab: Theodericus de Hiddesakere und Theobaldus de Raceburg in Begleitung von Cornus und Conradus, milites (Soldaten) de Raceburg. Sie ritten nach Malk, schon 1213 als „villa episcopolis" (bischöfliches Tafelgut) genannt, zu Willibrandus, sacerdos (Priester) der Kapelle zu Malk. Ihr Auftrag lautete im Lande Waninke (Wehningen), das war das Gebiet zwischen Rögnitz, Elbe und Elde, zusammen mit dem Malker Priester einen geeigneten Standort für den Bau eines Klosters ausfindig zu machen. Weitere Eilboten gingen nach Amelungsborn, das, an der Weser gelegen, als Mutterkloster für den neuen Kirchenbau vorgesehen war, damit alle nötigen Vorbereitungen unverzüglich getroffen werden konnten. Eine dritte Gruppe schickte der Bischof Gottschalk an den Dannenberger Grafen, um sich seiner Unterstützung und Hilfe zu bedienen. Er schlug ihm vor, daß das neue Kloster besonders „eine Erziehungs- und Zufluchtstätte für die Töchter der Vasallen in der Grafschaft Dannenberg sein und als christliche Kulturstätte hineinleuchten sollte in die tannendüstere Jubelheide". Gleichzeitig sollte der neue Kirchenbau den Kampf gegen die heidnischen Dämonen und Götter der Slawen aufnehmen.

An der Elde war es in den letzten Jahren stiller geworden. Die kriegerischen Züge gegen die Slawen hatten aufgehört. Nur einzelne slawische Fischer und Jäger ließen sich sehen. Sie bestellten auch ihre Felder und hielten sich Vieh. Die ersten deutschen Siedler aus dem Sachsenland waren schon ein paar Jahre ansässig. Sie hatten u. a. die vorgefundene alte slawische Wassermühle repariert und wieder in Gang gesetzt. Das war nur ein paar tausend Schritte von Malk entfernt. In der Nähe war eine erhöhte Stelle, unweit des Eldeflusses, und die schien dem Willibrandus für den Bau der geplanten Klosteranlage geeignet. Daraus wurde Eldena an der Eldeniederung. Der Bischof von Ratzeburg gab bald seine Zustimmung.

Eines Tages nahte ein langer und seltsamer Zug. Zwar ritt an der Spitze eine stattliche, wohlbewaffnete Reiterschar, aber sorglos, nicht mit dem gewohnten scharfen Blick des Kriegers, der Wald und Gebüsch nach etwaigen Feinden abspähte. Die Lanzen und Speere lagen nachlässig über dem Hals der Rosse. Man sang frohe Lieder von der Heimat und von weiter Ferne.

Foto: Historische Ansicht des Klosters Eldena aus dem Album mit Zeichnungen von mecklenburgischen Städten fürstlichen Amtshäusern und Klöstern aus dem 17. Jahrhundert, Universität Rostock.

Den Gewappneten folgte ein zweiter Trupp, auch zu Pferde und auch bewaffnet. Aber sein ganzes Verhalten verriet noch mehr, daß Friede im Lande war. Es waren Zisterziensermönche, die der Ratzeburger Bischof ins Land sandte, um das Christentum zu predigen und um eine Kirche zu bauen. Rosenkranz und Gebetbücher dünkten ihnen wichtiger als Schwert und Streitaxt. Auf schweren Wagen fuhren Nonnen in weißer Ordenstracht. Voran wurde auf einer hohen Stange ein Kreuz getragen. Männer in langen, weiten und dunklen Gewändern sangen Bußpsalmen und fromme Lieder. Dazu gesellten sich Bauarbeiter und viele Handwerker mit ihren Arbeitsgeräten und mit Lebensmitteln beladene Fahrzeuge. Ein Mönch hütete sorgsam ein verschlossenes Holzkästlein: die Bauzeichnungen für das zu errichtende Gebäude. Nach wochenlanger Fahrt vom Kloster Amelungsborn an der Weser waren sie hier bei Eldena eingetroffen. An der vorgesehenen Stelle begann nun bald ein fleißiges Arbeiten. Mit dem Klappbrett wurde morgens das Zeichen zum Beginn der Arbeit gegeben. Der Vorsteher gab die nötigen Befehle und ließ die Geräte verteilen. Rasten war bei der Arbeit nicht erlaubt. Jedes Wort war verboten. Man verständigte sich durch wenige Zeichen.

Auf einem erhöhten Platz nahe der Eldewiesen sollte die Klosterkirche stehen. Bei Malk fand man genügend Feldsteine für das Fundament und auch den Lehm für die Ziegelsteine. Hier formte und trocknete man die benötigten Baumaterialien. Nach einigen Monaten brachten Wagen für Wagen die wertvolle Fracht nach EIdena. Andere Trupps hatten in schwieriger Arbeit zahlreiche Eichen gefällt, sie entrindet und zugehauen. Im Herbst waren die Seitenwände der Kirche hochgezogen, ebenfalls die der weiteren geplanten und benötigten Räume, vor allem das Refektorium und das große Schlafhaus.

Während des Winters ruhten die Arbeiten. Im Frühjahr gingen die Bauarbeiten weiter. Die Baumeister von der Weser verstanden ihr Handwerk und waren vorzügliche Könner. Zimmerer behauten nun Balken, Sparren und Latten, dann war das Dach gerüstfertig. Es wurde mit Schindeln abgedeckt. Sie waren vorher längere Zeit in Fett getaucht worden, so waren sie widerstandsfähig gegen Nässe und Unbilden des Wetters. Dann kam der Turm an die Reihe. Als der Sommer begann, ragte er weit übers Land. Auch für die Kirchenglocken war gesorgt. In mühseliger Fahrt kamen sie endlich aus weiter Ferne angerollt. Sie waren in Amelungsborn, dem Stammsitz der Zisterzienser, gegossen worden. Nun hallten die Glockenklänge tagtäglich über die weite einsame Gegend. Am Johannistag des Jahres 1230 wurde das Kloster unter Teilnahme des Bischofs von Ratzeburg, des Dannenberger Grafen, vielen weiteren Gästen aus Amelungsborn und des Kapitels von Ratzeburg geweiht. Die Kirche erhielt den Namen St. Johann.

Foto: Rundes Siegel des Konvents, des Nonnenklosters Eldena von 1345, mit einem rechtsgerichteten Lamm (Agnus Dei). Die Umschrift lautet: "Sankt Johannis Baptiste in Eldena". (nach Thee et al. 1979)

In späteren Jahren errang das Kloster Eldena eine gewaltige Machtfülle, das beweisen zahlreiche Urkunden. Sämtliche Kirchen zwischen Sude und Elde und Elbe, auch solche, die später noch gegründeten, wurden dem Archidiakonat Eldena (Amtsbezirk zur Verwaltung kirchlicher Gerichtsbarkeit) unterstellt, auch die von Grabow, Dömitz, Conow, Jabel, Picher, Stapel und Laasch. Geschickte Verwaltung und große Schenkungen durch die Dannenberger Grafen sowie weiterer Grundherren ermöglichten dem Kloster eine gewaltige Grundherrschaft. Papst Urban Vl. bestätigte diese 1382 in einer besonderen Urkunde.

So gehörten dem Kloster neben Eldena, die sogenannten Wantzenberger Dörfer Malk, Conow, Grebs, Karenz, Bresegard, Glaisin, Malliß, Bockup, Probstwoos, dazu Stuck, Liepe, Grittel, Krohn, außerdem viele Rechte u. a. in den Ländern Gadebusch und Wittenburg, im Raume, Parchim und in der Prignitz.

Das Kloster besaß in der Zeit seines Bestehens das wichtigste Produktionsinstrument, nämlich den Grund und Boden, und dadurch entscheidenden Einfluß. Die Bauern in allen genannten Dörfern leisteten jahrhundertelang Fron. Die Abgaben und Zehnten der feudalabhängigen Bauern wurden ständig erhöht. Schließlich lebte der Klerus auf großem Fuße und erst recht die Weltlichkeit. Die Hand- und Spanndienste, zu denen die Bauern gezwungen wurden, nahmen ständig zu. So manches urkundliche Beweisstück der Grebser Hufenbesitzer und Kossaten könnte angeführt werden. Trotzdem ging das Wort um: Unter dem Krummstab lebt es sich gut. Die Bauern im Domanium hatten es noch weitaus schlechter. 1556 wurde das Kloster aufgehoben.

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